Diese Litanei an dahin geschmissenen, verbal aggressiven, großmächtigen und selbstherrlichen Weisheiten könnte ich ewig fortführen. Ebenso ewig könnte ich mich darüber aufregen. Und es wäre gelogen würde ich schreiben, dass ich da mittlerweile „drüber“ steh. Nein, es berührt mich und macht mich wütend - weil hinter jeder dieser Aussagen steht, dass irgendwo irgendein Hund unter diesem Blödsinn auch heute in den 2020igern noch tatsächlich leiden muss. Ein Hund der einfach mal so gar nichts für den mangelnden Bildungsstand seines Menschen kann. Der sich nicht mal dafür entschieden hat bei eben diesem menschlichen Individuum einzuziehen, geschweige denn von diesem abhängig zu sein.
~~~ Zitat: Da wo ich wohne, ist nicht unbedingt mein Zuhause. ~~~
Doch das sind sie, unsere modernen Haushunde: sie sind auf ganzer Linie von ihrem Menschen abhängig. Wir entscheiden für sie wann, mit wem, wohin, wie lange, unter welchen Bedingungen…. sie sich wo bewegen (oder auch nicht bewegen). Mit wem sie leben, wann sie sich lösen, was sie fressen, welche Hobbies erlaubt sind… die Liste ist endlos.
Was sollte also für uns, also die, mit dem größeren Frontalcortex (1dieser nimmt beim Menschen 1/3 des Gehirns ein – hingegen beim Hund nur 10%) und folglich „Krönung der Schöpfung“ (Achtung: Ironiealarm 😉) die logische Konsequenz sein?
Wir kümmern uns um die Bedürfnisse dieser, unserer, vierbeinigen Schutzbefohlenen. Wir fügen ihnen keinen Schaden zu. Wir informieren uns über die bestmöglichen, mindestens schadlosen Kommunikationsmöglichkeiten mit diesem artfremden Wesen. Wir bringen Zeit, Geld und insbesondere Kraft in das Gelingen dieser Beziehung ein.
Denn auch, wenn das „schon immer“ so gemacht wurde. Dankbarerweise dürfen wir Menschen uns in unserem Wissensstand fortentwickeln. Was vor 30 Jahren galt, dürfen wir hinterfragen und anpassen oder vielleicht sogar verwerfen. Was sich auch wissenschaftlich bewahrheitet, bleibt. Bis es wieder fundiert hinterfragt wird 😉
Was wir über unsere Haushunde in den letzten Jahren lernen durften, ist enorm. Es sollte uns wegführen von Dominanztheorien und Rangdünkel. Hin zu einem wachen Auge und Geist für die Bedürfnisse – insbesondere die lerntheoretischen- der Art und des Individuums Hund. Einem hochsozialen Lebewesen.
Was also möchte ich Dir bei Lillehund für euer beider -Du und Dein Hund, natürlich miteinander- Leben mitgeben? Was sind die wichtigen Säulen, die es Dir ermöglichen in all dem komplexen Wissen, das wir heute haben, nicht den Blick für euren Weg zu verlieren?
Wie Du in meinem Blogpost „Wer willst Du sein für Deinen Hund“ lesen kannst, war mein Weg zu diesen, meinen, 3 Säulen von vielen emotionalen Niederlagen aber auch und besonders Erkenntnissen geprägt. Falls Du ihn nicht gelesen hast, schaue da gern nochmal rein.
Aus all dem durfte ich diese 3 Pfeiler für ein auf beiden Seiten erfülltes Leben mitnehmen. Es geht immer um
Ohne diese 3 Kernpunkte im Blick werde ich zu keinem glücklichen Hund und keinem glücklichen Miteinander finden.
Auch Du als Mensch darfst Dich sehen in diesem Team. Wo stehst Du?
Was brauchst Du um Dich sicher in eurer Verbindung und eurem Alltag zu fühlen? Fühlst Du Dich sicher? Hast Du das Gefühl wirksam im Umgang mit Deinem Hund zu sein?
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Hast Du Lust auf eine kleine Übung zur Selbsteinschätzung? Dann nimm Dir ein paar Minuten Zeit für diese kleine Aufgabe. Hole Dir dafür Zettel und Stift und gerne Dein liebstes Heißgetränk 😉
(Gerade kein Bedarf? Dann lies gern weiter unten bei den Sternchen ***** weiter.)
Schreibe jetzt … ja, jetzt 😉… in zwei Spalten und so viele Punkte wie Dir nur einfallen:
Links: Stressmomente mit meinem Hund – Rechts: Glücksmomente mit meinem Hund
Fertig? Sehr gut.
Hinter jeden dieser Momente schreibst Du jetzt eine Zahl zwischen 1 und 10 wie stark emotional dieser Moment auf Dich wirkt.
Bei mir steht links zum Beispiel: Wildsichtung Reh näher als 20m (6)
Bedeutet: meine Anspannung bei Wildsichtung bringt mich zu ca. 60% aus dem inneren Gleichgewicht Richtung Stress
Rechts hingegen steht: Rangeln auf dem Teppich (9)
Bedeutet: meine Freude beim Rangeln mit meinem Hund bringt mich zu 90% völliger Glückseligkeit 😉 Soo schön, da gibt es wenig, was das toppt.
Fertig? Prima!
Zähle nun zusammen welche Zahl sich links addiert und welche Zahl sich rechts addiert. Ziehe nun Deine Glückspunkte von den Stresspunkten ab.
Jetzt gibt es 3 Möglichkeiten:
Dein Ergebnis liegt im Minusbereich, bei exakt 0, oder im Plusbereich.
Sieh Dir auf jeden Fall auch die Stimmung Deines Hundes an, wohin sein Stresspendel ausschlägt (in manchen Fällen reduzieren Menschen die Außenaktivitäten mit ihrem Hund wegen eigener Anspannung z.B. aufgrund exzessiven Jagdverhaltens, so weit, dass dieser durch Reizmangel in Stress gerät – so verlagert sich das Problem nur auf Kosten des Vierbeiners). Ihr beide solltet gut "in der Waage" sein.
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*Es geht bei Deiner Sicht auf Dein Hundehalterleben ganz klar zunächst um eines: DEINE individuelle Einschätzung und Wahrnehmung. Befindest Du Dich Deiner Einschätzung nach (hier hast Du Dir soeben einen kleinen Überblick geschaffen) eher im Zustand von
Was denkst Du, ist erstrebenswerter?
Logisch. Wir wollen Situationen überschauen können, im Griff haben und Strategien im Peto, um diese zu lösen. Wir wollen uns wirksam und damit sicher fühlen. Dafür braucht es Wissen, aber auch ein Standing, ein über Handlungen und Erfahrungen geschaffenes Selbstvertrauen. Wenn ich nicht weiß, wie ich mit meinem Jagdschwein an der Leine umgehen soll, hilflos hinter dem jaulenden und schreienden Fellmonster hergeschleift werde, die Schulter mir bereits schmerzt und ich null Idee habe, wie ich aus dieser sich verschärfenden Lage rauskomme dann stresst mich das enorm. Mein Cortisol-Level wird mich mit jedem Spaziergang weiter in ein dauerhaft aktiviertes Stresssystem aus Kampf-oder-Flucht katapultieren.
Wow. Nicht schön. Eine Abwärtsspirale an Konditionierung (ja, auch wir Menschen funktionieren nach diesem Prinzip 😉Hund=Spaziergang=Stress --> Hund=Stress) setzt ein. Irgendwann führt schon der bloße Gedanke an den Herzenshund zur Auslösung der physiologischen Stressachse in meinem Körper. Das lass mal wirken.
Der Gedanke an Deinen Hund bringt belastende Gefühle. Nein, nicht erstrebenswert.
Was möchtest Du also? Du möchtest im ersten Schritt einen Fahrplan wie das Problem gelöst werden kann. Du möchtest einen Überblick und Lösungsstrategien. Und dann möchtest Du diese einüben und erfahren können, bis Du soviel Können und Selbstvertrauen hast um in die reale Situation zu gehen.
Hm… ersetzen wir das Beispiel und den Blickwinkel durch die Lebenssituation unserer Hunde…. drängt sich erneut eine Frage auf:
Wenn unsere Vierbeiner doch durch unsere Lebenswelt so wenig Handlungsspielraum, so wenig Entscheidungsfreiheit, so wenig Möglichkeit zum Einüben von sinnigen Verhaltensweisen haben, so scheinen doch viele Hunde ein gewisses Maß an Kontrollverlust zu erleben – noch dazu, wenn auch der Mensch hilflos-apathisch neben der schwierigen Situation steht?!
„Der braucht mal eine hinter die Ohren! Dann macht der das nicht wieder!“
Genau, denn damit erhöhe ich mit Sicherheit das Gefühl, dass mein Hund Kontrolle und Wirksamkeit hat. (Achtung! Ironiealarm 😉) – Nein. Definitiv NEIN. Setzen. 6. Was lernt mein Hund? Je belastender die Situation, umso belastender wird mein Mensch.
„Ein bisschen Strom und das Problem ist ein für alle Mal gelöst!“
Genau, pauschal mal kräftig eine draufgezimmert. Womit um Himmelswillen soll der Hund das verknüpfen, wenn urplötzlich ein höllischer Schmerz auf ihn einwirkt? Die meisten Hunde wissen erstmal nicht wo oben und unten ist und finden zunächst pauschal alles gruselig. Klar, dass man sich da weniger in die gefährliche Umwelt rausbewegt, den Radius einschränkt (und evtl. Artgenossen, Kindern usw. die Schuld gibt…) Aber Wirksamkeit und Sicherheit habe ich meinem felligen Freund damit sicher nicht vermittelt. Setzen. 6.
„Belohnung? Ich bin doch kein Futterautomat. Der muss nur kapieren, wer der Chef ist!“
Genau. Ich bin nämlich naturgemäß „Chef“. Weil Mensch.
Das brauch ich mir anders als in der Arbeitswelt nicht verdienen. Da kann ich der größte Luschi unter der Sonne sein. Ich Chef- Du nix. Kontrollvermögen gleich 0 für den Partner Hund. Setzen. 6.
Denn.. ähm… bei allem Respekt vor alter Schule und so: Chef sein (wenn mir der Begriff „Chef“ überhaupt passend erscheint) - Das muss ich mir verdienen. Nämlich dadurch, dass ich mich selbst als souveräner, hilfreicher Leiter unserer Zweier-(oder mehr)-Gruppe definiere und das auch lebe. Im Sinne von: Mein Freund, Du hast ein Problem? Du… komm her… ich hab eine Lösung, die sich gut anfühlt. Wenn wir das oft genüg üben und erfahren, kannst Du das in Zukunft vielleicht sogar von selbst leben.
Es braucht keine Gewalt. Es braucht Weitsicht, Einsatz und Flexibilität.
Es braucht keine Härte. Es braucht Konsequenz und verständlich, fair gesetzte Grenzen.
Es braucht auch kein „alles in den Hund hineinstreicheln“ und in Watte packen. Es braucht die Wahrnehmung seiner individuellen Bedürfnisse und deren Erfüllung.
Deshalb habe ich einen Wunsch an Dich:
Wenn Du Dir hierbei Unterstützung durch mich wünscht, dann schaue Dir doch mal mein 1:1-Programm „date your dog“ an. Bequem von zuhause aus. Ich freue mich jetzt schon auf unser Kennenlernen.
Viel Freude wünscht Dir
Quellen:
1
Gregory Berns „Die Hundegehirn-Entschlüsselung“
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7192336/